Motorrad Bremsen entlüften
Wenn du auf einer Tour mal wieder in die Eisen gehen musst, um einen Unfall zu vermeiden, ist es wichtig, sich auf eine voll funktionsfähige Bremse verlassen zu können. Damit das auch so bleibt, solltest du einmal jährlich die Bremsflüssigkeit wechseln. Hier erfährst du, wie du die Hydraulik an der Bremsanlage in Schuss hältst.
Wichtig: Grundsätzlich solltest du nur an herkömmlichen Bremsanlagen die Bremsflüssigkeit selbst wechseln. Integralbremsen oder Servo-unterstützte Bremsen sind ebenso wie ABS-Bremsen deutlich komplexer. Sie erfordern meist spezielle Vorrichtungen zum Entleeren und Befüllen, wie man sie in Fachwerkstätten verwendet.
Auf die richtige Bremsflüssigkeit kommt es an
Ein Blick in das Bordbuch deines Bikes gibt dir Auskunft, welche DOT-Klasse gewählt werden muss. DOT steht für Department of Transportation, dem US-Verkehrsministerium. Die verschiedenen DOT-Klassen unterscheiden in erster Linie durch ihren Siedepunkt und die Kälteviskosität. Folgende Klassen sind verfügbar:
DOT 3
DOT 4
DOT 5.1
DOT 5 auf Silikonbasis
Bremsflüssigkeiten der DOT-Klassen 3 bis 5.1 können untereinander vermischt werden, da diese Flüssigkeiten eine Glykol Basis besitzen. Anders verhält es sich mit DOT 5. Es basiert auf einer Silikonbasis und darf daher unter keinen Umständen mit Glykol haltigen Bremsflüssigkeiten vermischt werden. Es drohen unerwünschte Reaktionen.
Gute Vorbereitung ist wichtig
Bevor du mit den Arbeiten beginnst, decke alle empfindlichen Teile in der Nähe des Bremsflüssigkeitsbehälters gut ab. Schnell kann etwas von der Flüssigkeit danebengehen. Da sie eine ätzende Struktur besitzt, kann sie auf Lacken oder Kunststoffen unschöne Spuren hinterlassen. Geht etwas daneben, ist das aber kein Grund zur Panik: Einfach den Tropfen sofort gründlich wegwischen. Daher solltest du immer einen sauberen Putzlappen in Greifweite bereithalten.
Bremsflüssigkeit tauschen
Dazu öffnest du vorsichtig mit den Deckel des Ausgleichsbehälters mit einem passenden Schraubendreher. Die Abdeckung, die Schrauben und die darunter liegende Gummimembran legst du sorgfältig zur Seite.
Mithilfe einer Einwegspritze saugst du die alte Bremsflüssigkeit ab. Dadurch verkürzt du beim Einfüllen der neuen Flüssigkeit den Spülvorgang, da du dann sofort neue Flüssigkeit in dein System bringst.
Die Nachlaufbohrung am Boden des Flüssigkeitsbehälters muss unbedingt bedeckt bleiben! Andernfalls kann Luft in den Bremszylinder gelangen. Nun füllst du den Behälter mit der neuen Flüssigkeit auf. Um zu verhindern, dass sie bei Lenkerbewegungen überschwappt, füllst du ihn nicht mehr als zwei Drittel auf.
Motorrad Bremsen richtig entlüften
Für den Entlüftungsvorgang findest du im TecBike Online-Sortiment praktische Bremsenentlüftersets in verschiedenen Ausführungen. Modellabhängig gehören ein
- transparenter Schlauch,
- ein Einwegventil,
- ein Nippel Adapter sowie
- ein Auffangbehälter
zum Lieferumfang. Des Weiteren benötigst du den passenden Schlüssel für das Entlüftungsventil am Motorrad. Um ein Durchrutschen und damit eine mögliche Beschädigung des Ventils zu verhindern, empfehlen wir die Verwendung eines Ringschlüssels anstelle des Maulschlüssels.
Bevor du den Schlauch deines Bremsenentlüftungssets aufsteckst, setzt du zuvor den Ringschlüssel an. So kannst du jederzeit das Ventil öffnen oder schließen.
Zuerst öffnest du die Entlüftungsschraube um eine Viertel Umdrehung. Jetzt betätigst du sehr gleichmäßig und langsam den Bremshebel. Bei einer zügigen Betätigung neigen einige Behälter dazu, die Flüssigkeit in kleinen Fontänen in die Luft zu schießen. Alternativ kannst du den Bremsflüssigkeitsbehälter während des Pumpens einfach abdecken.
Ist das Entlüftungsventil zu weit aufgedreht, kann zwischen Ventil und Gewinde des Bremssattels Luft eindringen. Das kannst du umgehen. Bei geschlossenem Entlüftungsnippel ziehst du den Bremshebel leicht auf Druck. Dann öffnest du das Entlüftungsventil. Währenddessen ziehst du den Bremshebel weiter durch. Am Ende des Hebelweges schließt du das Ventil wieder und lässt den Hebel los. Diesen Vorgang wiederholst du so lange, bis das System wunschgemäß entlüftet ist.
Auch wenn dieser Vorgang durchaus Ähnlichkeit mit einer Yogaübung hat und er etwas mehr Zeit als die erste Vorgehensweise in Anspruch nimmt, kann so keine Luft in das System eintreten. Das liegt daran, dass es nur im Druck- und nicht im Unterdruckzustand geöffnet wird.
Möchtest du ganz auf das zeitraubende Pumpen verzichten, verwendest du einfach ein Bremsenentlüftungsgerät aus unserem TecBike Sortiment.
Nach Abschluss des Entlüftungsvorgangs füllst du den Bremsflüssigkeitsbehälter bis zum korrekten Pegel auf. Beachte bitte, dass die Gummimembran bis in die Bremsflüssigkeit hineinreichen kann. Das wiederum erhöht den Flüssigkeitsstand im Behälter. Setzt du die Membran auf, kann er überlaufen.
Was tun, wenn kein Druckpunkt aufgebaut werden kann?
Hast du die Bremspumpe getauscht oder den Bremsflüssigkeitsschlauch oder die Bremsleitung gewechselt, kann Luft in das System gelangen. Es kann kein Druckpunkt mehr aufgebaut werden. Um das Problem zu lösen, schnippst du leicht gegen die Leitungen.
Findest du beim Motorrad Bremsen entlüften keinen Druckpunkt, kann dies ein Indiz auf eine defekte Bremspumpe sein. In diesem Fall solltest du das Motorrad einem Fachmann vorstellen.
Motorradbremse mit ABS entlüften
Bevor du nach dem Entlüften der Motorrad Bremse wieder auf Kurvenjagd gehst, musst du das ABS am Motorrad aktivieren. Dazu betätigst du einmal kurz die Bremse. Das öffnet die Ventile und die restliche Bremsflüssigkeit mischt sich mit dem im ABS-Block vorhandenen Fluid. Diesen Vorgang solltest du vor und nach dem Wechsel der Bremsflüssigkeit durchführen.
Unser Tipp: Vor dem Zusammenbau empfehlen wir, Abdeckung und Membran sehr sorgfältig zu säubern. Sparst du dir diese Arbeit, schwitzt die Dichtfuge des Deckels noch Tage nach dem Wechsel Flüssigkeit aus.
Es ist Luft im System – was tun?
Trotz aller Sorgfalt hat sich Luft eingeschlichen und das Entlüften zeigt keinen Erfolg? Folgender Trick kann Abhilfe schaffen:
Bei geschlossenem Entlüftungsventil pumpst du den Bremshebel auf Druck. In dieser Stellung fixierst du ihn mit einem Spanngurt und lässt das Ganze über Nacht stehen. Die Luftbläschen in der Leitung entweichen durch die Bremsleitung und die Nachlaufbohrung im Bremszylinder.