Motorrad richtig beladen – Tipps und Risiken
Planst du eine Motorradtour über mehrere Tage, wirst du immer Ausrüstung dabeihaben. Während bei einem Auto meist der Platz im Kofferraum die Gepäckmenge limitiert, gelangen einige der gängigen Motorrad-Modelle bereits mit einer zweiten Person und ohne Gepäck schnell an ihre Grenze der maximalen Zuladung. Auch wenn du alleine auf dem Bike unterwegs bist, solltest du keinesfalls das zulässige Gesamtgewicht überschreiten.
Gepäckstücke auf der Maschine können die Fahrstabilität und das Fahrverhalten gravierend verändern. Daher bist du in jedem Fall gut beraten, so wenig Gepäck wie möglich mitzunehmen. Sind Topcase und/oder Koffer zu schwer beladen, verlagert sich der Schwerpunkt deines Motorrads nach hinten. Die Folge: Bereits bei normaler Geschwindigkeit kommt es zu gefährlichen Pendelmanövern.
Vorbereitung und Planung
Bevor es mit der Beladung des Motorrads überhaupt losgeht, musst du die Grenze der maximalen Zuladung kennen. Bei aktuellen Modellen reicht die Zulassungskapazität von ungefähr 125 kg bis rund 270 Kilo.
So ermittelt man das echte Leergewicht
In der EU-Verordnung Nr. 168/2013 wird in Artikel 5 das Leergewicht eines Fahrzeugs definiert. Diese Angaben findest du in den Fahrzeugpapieren in der Zelle G, rechte Datenseite. Die relevanten Werte sind das Gewicht des fahrbereiten Bikes mit vollem Tank.
Sicheres Beladen leicht gemacht
- In der Bedienungsanleitung und dem Fahrerhandbuch findest du wichtige Informationen zu den Beladungsmöglichkeiten. Planst du den Kauf eines neuen Motorrads, befrage deinen Händler hierzu.
- Um die Beladung mit den korrekten Werten zu berechnen, sollten die Personengewichte immer mit vollständiger Motorradbekleidung (Kombi, Stiefel, Helm, Handschuhe) bestimmt werden.
- Koffer- und Trägersysteme müssen in das zulässige Gesamtgewicht einberechnet werden. Softbags, Packtaschen oder Gepäckrollen können eine Alternative sein, die Gewicht spart.
- Passe die Feder-Dämpfer-Elemente an die neuen Bedingungen an. Das gilt besonders für die Hinterradfederung. Ist es möglich, passe die Zug- und Druckstufen-Dämpfung und natürlich den Reifendruck an.
- Damit niemand geblendet wird: Scheinwerfer nachjustieren.
- Bei Doppelbesetzung empfiehlt es sich, das Fahren mit schnellen Gangwechseln und verschiedenen Bremseinsätzen zu üben. Gleiches gilt für das Fahren bei Schrittgeschwindigkeit und Stop-and-Go.
- Befestige und sichere die einzelnen Gepäckstücke gut. Achte darauf, dass nichts flattert.
Wo sollte das Gepäck auf dem Motorrad platziert werden?
- Achte beim Kofferkauf darauf, dass die Koffer im Idealfall vor oder mindestens auf der Höhe der Hinterachse angebracht werden. Außerdem sollten sie nicht zu weit abstehen.
- Das A und O bei der Beladung des Motorrads ist die gleichmäßige Gewichtsverteilung. Der Tankrucksack ist ideal, um darin schwere Gepäckstücke zu verstauen. Aber Achtung: Ist er zu breit, kann er deinen Lenkeinschlag beim Rangieren einschränken. Die Sicht auf die Instrumente muss freibleiben. Wird er mit Riemen befestigt, achte darauf, keine Leitungen oder Schläuche einzuklemmen.
- In das Topcase kommt leichtes Gepäck.
- Schlafsäcke, Luftmatratze und Zelt fest und flatterfrei auf der Gepäckbrücke verzurren.
Risiken einer falschen Beladung
Die Beladung und das zusätzliche Gewicht verändern deutlich das Fahrverhalten eines Motorrads. Durch eine große Zuladung verschiebt sich selbst bei korrektem Beladen des Bikes der Gesamtschwerpunkt. Das erfordert beim Schräglagenwechsel höheren Körpereinsatz.
Ist das Heck zu schwer beladen, entlastet das die Front. Das kann zu Lenkerflattern oder Pendeln führen. Dabei müssen die Gepäckstücke so verstaut und befestigt werden, dass sie dich und deinen Sozius in der Bewegungsfreiheit einschränken. Daher gilt: Taschen und Rucksäcke nicht übermäßig „vollstopfen“. Das beeinträchtigt die Sitzhaltung. Auf längeren Strecken kostet das Kraft und du ermüdest schneller.
Besondere Beladungshinweise für längere Touren
Das Motorrad selbst gehört ebenso wie der Helm und das Gepäck zur Grundausstattung. Es gibt daneben aber noch weitere wichtige Dinge, die du auf jeder Tour dabeihaben solltest:
Geld, Finanzen und Navigation
- Die Finanzen sind neben der Grundausstattung der wichtigste Posten auf jeder Tour.
EC-/Kreditkarte
- Bargeld (bei Auslandsreisen auch in Landeswährung)
- Smartphone mit Online-Banking-App, TAN-Generator, Paydirekt-App
Wichtige Unterlagen
- Personalausweis/Reisepass
- Fahrzeugschein
- (internationaler) Motorradführerschein
- Visum falls erforderlich
- Mietmotorradunterlagen
- Impfausweis (ggf. Allergiepass)
- Unterlagen von Hotel oder Campingplatz
Navigation
Für Strecken, die du noch nicht kennst, sind Navi und Co. empfehlenswerte Hilfsmittel.
- Navigationsgerät mit Halterung
- Straßenkarte
- Reiseführer
Kleidung
Neben der Kombi, Stiefeln und Handschuhen solltest du noch folgende Dinge dabei haben:
- Motorrad-/Sonnenbrille
- Regenbekleidung
- Reiseapotheke: Mücken-/Zeckenschutz, Pflaster/Verbandmaterial, persönliche Medikamente, Wund-/Heilsalbe, Schmerztabletten, Sonnencreme, Taschentücher, Durchfallmedikamente
Tipps zur Vermeidung von Fehlern
Schnell kann aus dem Traum der perfekten Motorradreise ein wahrer Albtraum werden. Um das Risiko im Vorfeld so weit wie möglich zu vermeiden, haben wir dir die häufigsten Fehler zusammengestellt.
- Falsche Reiseplanung: Das Straßennetz in anderen Ländern kann sich erheblich von dem in Deutschland entscheiden. Du kommst vielleicht nicht so schnell von A nach B, wie du es gewohnt bist.
- Selbstüberschätzung und fehlende Kondition: Ist das deine erste Fernreise, solltest du dich und deine Kondition keinesfalls überschätzen. Plane daher unterwegs ausreichend Ruhe- und Erholungspausen ein.
- Mangelnde Beherrschung des schweren Motorrads: Bevor es auf die Reise geht, übe mit der vollgeladenen Maschine. Auch ein Offroadtraining ist hier gut investiertes Geld.
- Falsches Gepäck: Zu viel Kleidung, unnötig viele Vorräte und Getränke und schweres Werkzeug treiben das Gewicht nach oben.
- Zu viel Vorbereitung und Planung: Bei einer Motorradreise musst du dich auf möglichst viele Eventualitäten vorbereiten. Dennoch ist es wichtig, unterwegs flexibel in der Planung zu bleiben, kommt es anders als gedacht.